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Anschaffung von didaktischem Material für die Schulen in den Sektoren Murundi und Murambi

15. 12. 2014

Das Problem:

 

An den meisten Schulen Ruandas, besonders in den Primarschulen, fehlt es an didaktischem Material. Der Unterricht wird oft ohne Anschauungsmaterial gestaltet, Tafel und Kreide sind die einzigen Hilfsmittel. Schulbücher sind im Klassensatz vorhanden und bleiben in der Schule. Die Lehrkräfte unterrichten meist frontal, schüleraktivierende oder -selbsttätige Methoden sind eher selten. Die Klassen sind häufig mit 50 Schülerinnen und Schülern sehr groß.

 

Diese Hemmnisse haben auch Folgen für die Perspektiven der Schülerinnen und Schüler. So gehört z.B. eine praktische Prüfung zu den zentralen nationalen Examen, die sie nach einer zwölfjährigen Schulausbildung ablegen müssen. Es kommt öfter vor, dass Schülerinnen und Schüler vorher kein Experiment ausführen konnten, da das dafür benötigte Material schlichtweg nicht zur Verfügung stand. Dieser Umstand beeinflusst das Ergebnis der Abschlussprüfung und damit den weiteren Ausbildungs- und Berufsweg.

 

Der Kontext

Schulische Fragen werden im Rahmen der Partnerschaft des Ruanda-Komitees mit den Sektoren Murambi/Murundi immer wieder intensiv diskutiert. Durch Schulbauten sind Verbesserungen der Rahmenbedingungen erreicht worden. Zehn der 20 Schulen der beiden Sektoren haben eine Schulpartnerschaft mit einer Schule im Raum Bad Kreuznach. Sie haben in den letzten Jahren, von ihren rheinland-pfälzischen Partnern finanziert, didaktisches Material erhalten. Die Ausstattung ist sehr ungleich, und die Schulen ohne Partner „gucken in die Röhre“. Im Gespräch des Vorsitzenden des Ruanda-Komitee auf einer Versammlung mit allen (!) Schulleiterinnen und –leitern im Oktober 2012 in Kirinda wurde nach einer Lösung gesucht, aber noch nichts versprochen.

 

Um eine möglichst zielgerichtete Förderung zu gewährleisten wurde eine Bestandsaufnahme erstellt. Dazu wurden im Frühjahr 2013 Fragebögen zur Ausstattung mit didaktischem Material an insgesamt 20 Schulen verteilt, wovon 12 in Murambi und acht in Murundi liegen. Insbesondere wurde nach dem Vorhandensein von Wallcharts (thematische Wandtafeln), Experimentierkästen (Kit STE) und einer Grundausstattung für den naturwissenschaftlichen Unterricht gefragt. Abgefragt wurde auch der Fort- und Weiterbildungsbedarf zum Einsatz der Materialien.

 

Die Ergebnisse der Umfrage wurden anschließend ausgewertet und tabellarisch zusammengefasst. Das Koordinationsbüro hat eine darauf basierende Bedarfsanalyse erstellt und dem Ruanda-Komitee im Mai 2013 zugesandt. Die Fragebögen wurden nach der Auswertung dem Ruanda-Komitee zugeleitet, zur weiteren Feinanalyse bes. der offenen Fragen und deren Beantwortung.

 

Der Lösungsvorschlag

 

Das Ruanda-Komitee hat im Frühjahr 2013 bereits den Grundsatzbeschluss gefasst, allen Schulen Unterstützung in diesem Bereich zu ermöglichen. Wallcharts, Experimentierkästen sowie Labormaterial soll für die entsprechenden Schulen angeschafft werden. Es wurde gegen den Kauf von Landkarten entschieden, da diese in Anbetracht der anderen Notwendigkeiten eine geringere Priorität haben und sehr teuer sind.

 

Für die Durchführung des Projektes ist Lehrerfortbildung zwingend erforderlich. Die Antworten der Schulen haben gezeigt, dass die Experimentierkästen (Kit STE) zwar schon an vielen Schulen vorhanden sind, viele Lehrkräfte jedoch nicht wissen, wie das Material sachgerecht zu benutzen ist. Für 18 der 20 Schulen ist aus diesem Grund Fortbildung für die Lehrer vorgesehen, bei der Übergabe der Kit STE ist die Teilnahme an der Fortbildung verpflichtend. Die Lehrkräfte lernen neue Methoden sowie die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten des neuen Materials kennen. Gerade in den Naturwissenschaften ist praktisches und anschauliches Arbeiten von Bedeutung. In den Kästen ist jedoch nur eine naturwissenschaftliche Grundausstattung enthalten, mit der kleine und einfache Experimente auch ohne spezielle Tische ausgeübt werden können und die somit zwar den Unterricht an Primarschulen sehr bereichern, jedoch für das Niveau von Sekundarschulen nicht ausreicht.

 

Für die sog. „tronc commun“, die ersten drei Jahre der Sekundarstufe und für die drei folgenden Jahre der Oberstufe gibt es Labormaterial, was einer Art mobiles Labor für die Fächer Biologie, Chemie und Physik entspricht. Durch dieses Material ist es möglich, das für die Examen wichtige Experimentieren zu üben. Fast alle Materialien erfordern die Selbsttätigkeit der Schülerinnen und Schüler, was ein Kontrast zu dem normalerweise vom Lehrer geleiteten Unterricht darstellt.

 

Alles in allem geht es darum, für die Lehrkräfte eine Erleichterung ihrer Unterrichtsarbeit sowie eine Verbesserung des Schulalltags zu erreichen. Für die Schülerinnen und Schüler ergeben sich damit verbesserte Lernbedingungen. Zudem werden die Unterschiede der Ausstattung der Schulen in den beiden Partnersektoren etwas verringert.

 

Die Umsetzung

 

Das Koordinationsbüro organisiert die Beschaffung der Wallcharts, Experimentierkästen und Labormaterialien und die Verteilung sowie die Fortbildung an den 20 Schulen. Dafür werden ca. neun Monate veranschlagt (einschl. der Ferienzeiten, also bis Sommer 2014).

 

An Kosten entstehen:

Kauf von Wallcharts 630.000 FRW

Kauf von Labormaterial 5.641.800 FRW

Kauf von Experimentierkästen (Kit STE) 1.038.000 FRW

Durchführung der Fortbildung 400.000 FRW

Gesamtkosten 7.709.800 FRW, ergibt bei einem Umrechnungskurs von 1 € = 800 FRW den Betrag von 9.637,25 €.

 

Den gesamten Betrag übernimmt das Ruanda-Komitee, wobei Spenden aus den rheinland-pfälzischen Partnerschulen mit einfließen. Das Projekt ist auch ein Zeichen an die Schulen in Murambi/Murundi ohne Schulpartnerschaft, dass sie nicht vergessen sind.

 

Im Sommer 2014 konnte die Aktion abgeschlossen werden. In den beteiligten Schulen fanden begleitende Fortbildungsmaßnahmen statt.

 

Bild zur Meldung: Bildtafeln als Anschauungsmaterial