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Der Neubau der Primarschule Cyamatare

  • eine etwas ausführlichere Beschreibung eines Projektes

 

Am 11.09.2007 wurde im „Maison de Jumelage“, dem Koordinationsbüro in Kigali, ein Bauantrag für das Schulzentrum Cyamatare/Sektor Murambi/Distrikt Karongi/Provinz West eingereicht. Das Vorhaben ist von uns mit dem Partnerschaftskomitee der Sektoren Murambi/Murundi mehrfach besprochen und hat Platz 1 auf ihrer Prioritätenliste.

 

Die Schulleiterin Jacqueline Mukerimana beschreibt ihre Schule und die Notwendigkeit eines Neubaus recht ausführlich. Sie schreibt u.a.: „Wir bitten höflich um den Bau unserer Schule, des Schulzentrums Cyamatare. Dem Techniker, der den Kostenvoranschlag erstellt hat, haben wir die Zahl von 522 Schülern genannt. Er hat für 495 Schüler 11 Klassenräume (11 x 45) und für 27 einen zwölften Klassenraum angenommen. Wir halten 11 Klassenräume für notwendig.

 

Dieses Schuljahr haben wir zwei fünfte Klassen die zwei sechste Klassen bilden werden, in einem Klassenraum. (Auch) die dritten Klassen sind „doppelt belegt“ [Vor- und Nachmittagsunterricht; K.H.] wegen Raummangels. Die Überfüllung der ersten und zweiten Klassen wie auch die bedeutende Zahl der Anmeldungen für die erste Klasse zum Schuljahr 2008 macht die Einrichtung von je drei ersten und zweiten Klassen erforderlich. Vergleichen Sie dazu die Übersicht unten.“

 

Die Direktorin des Schulzentrums Cyamatare ist leider im Juni 2008 überraschend verstorben. Das Projekt wird trotzdem – und auch in Erinnerung an das langjährige Engagement von Jacqueline Mukerimana - durchgeführt, nachdem wir mit dem Partnerschaftsverein in Mainz mehrfach diskutiert wurde. Als „Modellprojekt“ wird das Projekt weitestgehend in die Verantwortlichkeit der ruandischen Partner gegeben. Schulträger ist die Pfarrei Birambo in der Diözese Nyundo. Wie dieses Verfahren funktioniert und wie die Kontrolle durch uns bzw. das Koordinationsbüro in Kigali erreicht wird, soll genau dokumentiert werden.

 

Zur Situation und der Planung folgen einige genauere Angaben:

 

Beschreibung des Schulzentrums Cyamatare

  • Es liegt in einer gebirgigen Region in über 1500 m Höhe auf der Ostseite der Wasserscheide Nil-Kongo, gut 120 km südwestlich von Kigali und 30 km von der asphaltierten Straße Kigali – Kibuye und liegt deshalb sehr abseits

  • Die Topographie wird durch starke Hangneigungen über 10 % charakterisiert, mit der Hügelkette auf der Wasserscheide; die Umgebung ist durch Eukalyptusbäume, Bananenhaine und Felder geprägt, mit einer dichten, sehr armen Bevölkerung

  • Manche Schüler dieses Schulzentrums müssen mehr als 5 km zur Schule laufen, das heißt jeden Tag mehr als 10 km Weg

  • Das Bevölkerungswachstum ist groß, und das in einem Bereich, der nur von der Selbstversorgungswirtschaft lebt (Subsistenz), gefährdet durch die Erosion in den hohen Gebirgslagen, durch die Unfruchtbarkeit und Übersäuerung des Bodens, die die Fruchtbarkeit verringern. Diese Bevölkerung lebt vorwiegend von Maniok, Süßkartoffeln, Bohnen und ganz selten auch von Hasenfleisch

  • Das Schulzentrum Cyamatare ist wegen schlechter Pisten schwer zu erreichen, besonders in der Regenzeit

 

Die Situation der Schule

Aktuelle Struktur 2007

Künftige Struktur (im Jahr 2008)

Klassenstufe

Zahl der Klassen

Zahl der Lehrkräfte

Klassenstufe

Zahl der Klassen

Zahl der Lehrkräfte

1

2

3

4

5

6

2

2

2

2

2

1

1

1

1

2

2

1

1

2

3

4

5

6

3

3

2

2

2

2

1,5

1,5

2

2

2

2

 

 

Klasse(nstufe)

Schüler pro Klasse

 

 

Jungen

Mädchen

Gesamt

1

63

67

130

2

59

51

110

3

46

42

88

4

38

38

76

5

29

54

83

6

14

21

35

Gesamt

249

243

522

 

Waisenkinder : 47 Mädchen und 70 Jungen, insgesamt 117

Lehrkräfte: 3 Männer , 5 Frauen, insgesamt 8

Im Frühjahr 2008 hat sich die Zahl der Schüler auf gut 530 und die der Lehrkräfte auf zehn erhöht.

 

Zustand der Klassenräume

„Wir haben gegenwärtig 8 Klassenräume in sehr schlechtem Zustand, sie sind alle abzureißen und wieder aufzubauen, und es sind neue hinzuzufügen um der „Messzahl“ von 45 Schülern pro Klasse gerecht zu werden.“ Fotos der Gebäude belegen den sehr schlechten Zustand.

 

Geplantes Vorhaben

Beantragt wird der Bau von 11 Standard- Klassenräumen und einem kleinen Verwaltungsgebäude. Die Klassenräume haben die Standardmaße von 6 x 9 m, also 54 m² pro Klasse. Das Verwaltungsgebäude entspricht einem Klassensaal, unterteilt in Direktionszimmer, Sekretariat und Lehrerzimmer. Hinzu kommen:

  • Ein Latrinenblock mit 12 Toiletten
  • Ein Wasserreservoir für Regenwasser mit 10 m³ Fassungsvermögen, aus Kunststoff
  • Das Herrichten eines „gemischten“ Sportplatzes für Basketball und Volleyball
  • Die Ausstattung mit Möbeln: Schülerpulte, Lehrerpult, Schrank für den Lehrer, Regale für den Verwaltungsbau.

 

Als Beteiligung „vor Ort“ ist die Bevölkerung bereit, die Terrassierungsarbeiten und die Nivellierung für das Spielfeld zu übernehmen; dafür werden ca. 750.000 FRw geschätzt.

 

Kosten des Projekts

Die Gesamtkosten des beantragten Neubaus belaufen sich auf ca.73,5 Mio. ruandische Francs (RWF) das sind ca. 92.000.- €. Die Finanzierung übernimmt das Ruanda-Komitee e.V. Bad Kreuznach mit Unterstützung des BMZ („bengo“). Durchgeführt werden soll der Bau in zwei Bauabschnitten in den Jahren 2008/09, zuerst einmal mit 5 Klassenräumen. Abweichend sollen zwei Latrinenblöcke (für Jungen und Mädchen getrennt) und zwei Zisternen mit je 10 m³ gebaut werden. Das Koordinationsbüro ist hat die Planung angepasst, wir hoffen auf einen Baubeginn im Jahre 2008, es startet im Frühjahr 2009.

 

Umsetzung

In den Herbstferien 2009 kommt eine Besuchergruppe zur Baustelle, darunter die Schulleiterin Gabriele Anheuser und Kirsten Blasum von der Partnerschule, der Grundschule Bockenau. Eine ausführliche Besichtung der Baustelle des „Pilotprojektes Cyamatare“, an der Mézack, Abbé Thaddée, der Exekutivsekretär von Murambi und der Bauunternehmer teilnehmen (der Schulleiter war erkrankt) zeigt, dass offensichtliche Baumängel vorhanden sind und der Standard, wie er zum Beispiel beim Anbau in der E.S. Kirinda zu sehen ist, nicht erreicht wird. Die Türen sind falsch eingemauert, die Mörtelmischungen eher schlecht, und die Einpassung von Fenstern ist unzureichend. Der Bauunternehmer führt dies im Wesentlichen auf schlechten Sand zurück, er hat aber sich offensichtlich nicht um anderen Baustoff bemüht. Auch die Qualität der verarbeiteten Steine lässt zum Teil zu wünschen übrig. Abbé Thaddée wirft dem Bauunternehmer vor, dass auch nach dem Besuch der Technikerin des Koordinationsbüros nichts verbessert wurde.

 

Der Bauunternehmer wird zu Korrekturen aufgefordert, wo dies noch möglich und notwendig ist: Ausbau und erneutes richtiges Anbringen der Türen, Verbesserung der Verfugung und der Einpassung der Fenster, anderer Sand für die Herstellung der Glattstrichflächen des Bodens der Klassenräume sowie in den Latrinen. Cyamatare ist unser zehntes Schulbauprojekt. Es ist als „Pilotprojekt“ in die Hände des ruandischen Partners gegeben, um uns bei gelungenem Ablauf neue Fördermöglichkeiten zu erschließen.. Es funktioniert nicht reibungslos, ist aber auf einem guten Weg. Die rheinland-pfälzischen Standards für Schulbauten in Ruanda sind recht hoch, und die Ausführung muss dem entsprechen. Es wird nachgebessert und fertig gebaut.

 

Im Sommer 2010 ist die Endabnahme des Projektes, die Mängel sind beseitigt. Der erste Bauabschnitt ist wie geplant ausgeführt, und Abbé Thaddée hat uns eine umfangreiche Abschlussrechnung mit Originalbelegen vorgelegt, die wir hier und in Ruanda prüfen können und als richtig bewerten. Für den ersten Teil betrug unser Anteil gut 15.000.- €, ein Viertel der Bausumme. Es hat zwar länger gedauert als geplant, aber alles in allem gut funktioniert und macht Mut zu weiteren Vorhaben nach diesem Muster. Abbé Thaddée bittet uns, den zweiten Bauabschnitt auch zu realisieren. Bei einem Dutzend Schulen in den Sektoren Murambi und Murundi, das in ähnlich schlechter Lage ist, werden wir an anderen Standorten dazubauen, denn die alten Gebäude bleiben ja stehen und werden weiter genutzt.

 

Perspektive

Die Primarschule Cyamatare ist derzeit eine sechsjährige Schule, die aufgrund des schwer erreichbaren Standortes auch nicht zur 9- oder 12-jährigen Schule ausgebaut werden soll. Die nächste Sekundarschule ist etwa 7 km entfernt in Muhororo im Aufbau und kann den besten Schülerinnen und Schülern eine Perspektive bieten, weil sie keine teure Internatsschule ist.

 

Im Herbst 2012 besuchen 246 Mädchen und 261 Jungen diese Schule, sie werden von 7 Lehrkräften unterrichtet. Es ist ein kleiner Vorschul-Kindergarten hinzugekommen. Die Schule hat 13 Räume, davon eben nur fünf neu gebaute, der Rest aus Lehmziegeln. Die Schulausstattung ist bescheiden. Die sehr aktive Schulpartnerschaft der Grundschule Bockenau sorgt für eine deutliche Verbesserung der Ausstattung. Ein weiterer Schulneubau sprengt den finanziellen Rahmen einer Schulpartnerschaft.

 

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