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Frauen tragen die Entwicklung – unterstützen wir sie dabei

Auch in Ruanda liegt ein Gutteil der Entwicklung, besonders auf dem Land, in den Händen von Frauen: Familie versorgen, Kinder aufziehen, Haus-und Feldarbeit organisieren und zum Markt gehen, wenn es etwas zum Verkaufen gibt oder Geld da ist um Dinge zu kaufen, die nicht selbst erzeugt werden. Die Selbstversorgung (Subsistenzwirtschaft) dominiert noch heute in Ruanda. Das ist die eine Seite. Die andere: Der Genozid 1994 hat über viele Familien unsägliches Leid gebracht, und Frauen (und Kinder) waren die besonders Betroffenen.

Frauen waren in der traditionellen Gesellschaft Ruandas dem Mann oder Vater untergeordnet und traten nicht in die Öffentlichkeit. Ihr Einflussbereich und ihre Macht liegen  in der Familie, sie konnten nicht erben oder eine Familie führen. Der Genozid hinterließ hunderttausende von Witwen und Waisen. Viele Frauen mussten, da ihre Männer und Väter getötet worden waren oder im Gefängnis saßen, plötzlich die Aufgaben des Familienoberhaupts übernehmen. Das änderte ihre Stellung deutlich. Geregelt wird dies durch eine neue Gesetzgebung, die auch in anderen Bereichen den Frauen Gleichberechtigung einräumt. Die ruandische Verfassung aus dem Jahr 2003 weist deutlich frauenfreundliche Regelungen auf.

 

30 Prozent aller Posten in Entscheidungsgremien müssen an Frauen vergeben werden. So beträgt heute beispielsweise der Frauenanteil im Parlament 56 Prozent, womit Ruanda weltweit an der ersten Stelle steht. Auch in der Wirtschaft haben Frauen eine stärkere Rolle als  früher – auch wenn der Unterschied von Stadt zu Land und von jung zu alt es schwer macht, von „den Frauen“ zu sprechen.

Zurück zur Situation in unserer Partnerregion: Familien ohne Väter, Kinder-Familien, bei denen auch die Mutter tot ist und sich das älteste Mädchen um die Familie kümmert, zerstörte Hütten und Häuser – seit dem Genozid 1994 stellt sich uns die Frage in besonderer Deutlichkeit, wie den Frauen, und dabei besonders den Witwen, geholfen werden kann. 1996 war der Vorsitzende des Ruanda-Komitees e.V. Bad Kreuznach bereits wieder in Ruanda, und die Partnerschaft konnte mit einem neuen Partnerschaftskomitee unter der Leitung des Schulinspektors Jean Baptiste Bicamumpaca erneut aufgenommen werden.

 

Die Initiative des damaligen rheinland-pfälzischen Innenministers Walter Zuber „Eine Hütte für Ruanda“ wurde 1997 unterstützt und vermehrt Schülerpatenschaften übernommen. Bei uns machte sich das Gefühl der Hilflosigkeit und der weitgehenden Wirkungslosigkeit unserer recht kleinen Maßnahmen breit. Aber darauf zu verzichten wäre ja noch weniger! Es müsste doch Wege geben, Frauen ein kleines Einkommen zu geben, ihre eigene Versorgung zu verbessern und die Probleme gemeinsam anzugehen. Besonders die Kriegswitwen sollten profitieren – im damaligen Budaha wurde ihre Zahl auf 2000 geschätzt.

Die Umsetzung sollte über ein Kleintierprojekt erfolgen. Nach längerer Planungsphase wurde 2000 die Ziegen - Kooperative "AMIZERO - CONFIANCE - ZUVERSICHT" gegründet. Die Regularien sind folgende: Die Witwe bezahlt in die Kooperative 1.000 FRW (ca. 1,50 € je nach Wechselkurs) und bekommt dafür 2 weibliche Tiere. Die ersten drei weiblichen Jungtiere müssen für weitere Witwen an die Kooperative zurückgegeben werden: Ein „rotierender Ziegenkredit“! Gegen weitere 1.000 FRW pro Jahr und Person bleiben die Witwen Mitglied der Kooperative. Für diese Beträge werden nachweislich gestohlene Ziegen ersetzt oder Medikamente gekauft. Mikrokredite sind zudem möglich. Zurzeit halten 750 Witwen 1500 Ziegen. Ein Muttertier kostet je nach Nachfrage zwischen 25 und 30 €. Und gezielte Spenden dafür helfen weiter.

Eine zweite Kooperative „ABADATEBA“ wurde 2005 mit dem Ziel gegründet, Frauen im Sektor Murundi zusammenzuschließen und mit der Aufzucht von Schweinen ihre Lage zu verbessern. Das „Rotationssystem“ wie bei AMIZERO wird auch hier umgesetzt. Nach größeren Startschwierigkeiten ist diese Kooperative von rund 200 Frauen auch in ergänzenden Bereichen der Landwirtschaft aktiv. So werden z.B. Anbaumethoden wie  „Gemüseberge“ (eine Art Hügelbeet) propagiert, die viele Frauen auf ihrem Grundstück durchführen. Und für die Organisation und Verwaltung der Kooperative gab es Schulungen, die bei vielen Frauen auf großes Interesse stießen.

Frauen tragen die Entwicklung – in vielen Bereichen. Auch als Lehrerinnen und Schulleiterinnen, im Gesundheitswesen und in politischer Verantwortung sind sie für uns wichtige Kooperationspartner.

 

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